Bedrohungslage

Job Scamming: Wie Cyberkriminelle mit gefälschten Jobangeboten zuschlagen – und wie Sie sich schützen können

19. August 2025 von Marek Röhner

Job Scamming Wie Cyberkriminelle mit gefälschten Jobangeboten zuschlagen
©danijelala - Adobe Stock

5
(1)

Job Scamming – also Betrugsmaschen im Namen vermeintlicher Jobangebote – ist längst keine Ausnahmeerscheinung mehr. Immer häufiger nutzen Cyberkriminelle die Sehnsucht nach beruflicher Veränderung oder Nebeneinkommen, um Menschen in perfide Fallen zu locken. Der Trick: Sie geben sich als seriöse Recruiter, Personaldienstleister oder Unternehmen aus – oft mit täuschend echt wirkenden E-Mails, Jobportalen oder Chatnachrichten. Was folgt, sind Identitätsdiebstahl, Schadsoftware-Infektionen oder direkte finanzielle Verluste.

Vor allem im Kontext von Remote Work und Polyworking haben sich die Angriffsvektoren weiterentwickelt. Tools wie Zoom, Slack, Microsoft Teams oder PDF-Generatoren werden als Vorwand genutzt, um infizierte Dateien zu verbreiten oder Login-Daten abzufischen .

Was ist Job Scamming? Eine Definition

Job Scamming bezeichnet betrügerische Aktivitäten, bei denen Kriminelle gefälschte Jobangebote oder angebliche Arbeitstools nutzen, um Daten zu stehlen, Schadsoftware zu installieren oder Menschen zu finanziellen Handlungen zu bewegen. Besonders perfide: Oft wirken die Angebote professionell und vertrauenswürdig – viele Opfer erkennen den Betrug erst, wenn es zu spät ist.

Wie läuft ein typischer Job-Scam ab?

Cyberkriminelle gehen dabei systematisch und ausgeklügelt vor. Der Ablauf kann sich in mehreren Phasen darstellen:

1. Kontaktaufnahme
Über E-Mail, LinkedIn, WhatsApp oder Online-Jobbörsen wie Indeed oder Stepstone nehmen vermeintliche Recruiter Kontakt auf. Die Jobangebote wirken lukrativ und passgenau.

2. Vertrauensaufbau
Oft folgt ein Bewerbungsgespräch – manchmal sogar per Video – um Authentizität vorzutäuschen. Professionelle Unterlagen, Logos und Signaturen sorgen für Seriosität.

3. Installation vermeintlicher Arbeitstools
Die Opfer werden gebeten, Software zu installieren, angeblich notwendig für die Tätigkeit. In Wahrheit handelt es sich um Malware oder Phishing-Programme.

4. Abfrage sensibler Daten
Zur „Vertragsvorbereitung“ werden private Informationen, Bankdaten, Ausweiskopien oder gar TANs verlangt.

5. Finanzieller Betrug
In einigen Fällen sollen Opfer im Voraus Kosten für Hardware, Lizenzen oder Sicherheitsprüfungen zahlen – Geld, das natürlich nie erstattet wird.

Warum ist Job Scamming so erfolgreich?

Doch warum ist Job Scamming überhaupt so erfolgreich? Dafür gibt es mehrere Gründe. Ein zentraler Faktor ist der psychologische Druck: Menschen, die arbeitslos sind oder aktiv nach einem lukrativen Nebenjob suchen, sind besonders empfänglich für Angebote, die auf den ersten Blick seriös und vielversprechend wirken. Hinzu kommt die perfekte Tarnung, mit der viele Betrüger arbeiten: Professionell gestaltete Webseiten, die Verwendung real existierender Unternehmensnamen und täuschend echt wirkende E-Mail-Domains erschweren es, die Fälschung zu erkennen.

Ein weiterer Erfolgsfaktor dieser Masche ist der fehlende persönliche Kontakt. Durch vollständig digitale Bewerbungsprozesse bleibt die Interaktion anonym, was es den Tätern leicht macht, ihre wahre Identität zu verschleiern. Gleichzeitig senkt diese Anonymität die Hemmschwelle für potenzielle Opfer, auf ein Angebot einzugehen. Nicht zuletzt spielt auch das oft geringe technische Wissen der Betroffenen eine Rolle. Viele Menschen können Phishing-Versuche, manipulierte Links oder vermeintlich harmlose Software-Downloads nicht zuverlässig erkennen – was den Angreifern zusätzliche Angriffsflächen bietet.

Aktuelle Entwicklungen: Polyworking als neues Einfallstor

Ein aktueller Trend, den Cyberkriminelle gezielt ausnutzen, ist das sogenannte Polyworking – also das parallele Arbeiten für mehrere Auftraggeber. Laut einer Studie gaben 24 Prozent der Befragten an, über mehrere Arbeitgeber gleichzeitig Aufträge zu erledigen .

Das Problem: Je mehr Tools, Konten und digitale Zugänge benötigt werden, desto größer ist die Angriffsfläche. Angreifer nutzen diese Komplexität, um gefälschte Software oder gefälschte Onboarding-Links zu platzieren – häufig getarnt als neue Zoom- oder Slack-Instanz, die „dringend für das Projekt benötigt wird“.

Warnsignale erkennen: So entlarven Sie Job-Scams

Auch wenn viele Job-Scams auf den ersten Blick seriös wirken, gibt es typische Warnsignale, die bei genauerem Hinsehen Zweifel wecken sollten. Ein häufiges Anzeichen ist die Verwendung ungewöhnlicher oder kostenloser E-Mail-Adressen – beispielsweise Gmail- oder Outlook-Konten statt einer professionellen Firmenadresse mit klarer Domainstruktur. Achten Sie auch auf Aufforderungen, Software oder Tools von unbekannten Quellen herunterzuladen. Gerade wenn behauptet wird, dass diese „dringend“ für die Arbeit notwendig seien, ist Vorsicht geboten.

Ein weiteres Warnsignal sind Vorauszahlungen: Wenn Sie noch vor Unterzeichnung eines Arbeitsvertrags oder sogar vor einem persönlichen Gespräch dazu aufgefordert werden, Gebühren für angebliche Schulungen, Ausrüstung oder Lizenzierungen zu zahlen, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Betrugsversuch. Ebenso sollten Sie misstrauisch werden, wenn sensible persönliche Daten wie Ausweiskopien, Bankverbindungen oder gar TANs frühzeitig abgefragt werden – oft mit der Begründung, man müsse Ihre Identität „prüfen“ oder „ein Arbeitskonto anlegen“.

Fehlen offizielle Unternehmensunterlagen, ein Impressum oder ist das Unternehmen online kaum auffindbar, deutet dies ebenfalls auf unseriöse Absichten hin. Auch übertriebener Zeitdruck („Sie müssen sich heute noch entscheiden“) oder sprachlich holprige E-Mails mit vielen Rechtschreibfehlern sind klare Hinweise auf einen möglichen Scam.

Zusammengefasst gilt: Seriöse Arbeitgeber fordern niemals Zahlungen im Voraus, verschicken keine ausführbaren Dateien und gehen professionell sowie transparent mit Ihren Daten um. Vertrauen Sie im Zweifelsfall Ihrem Bauchgefühl – und recherchieren Sie lieber einmal zu viel als zu wenig.

So schützen Sie sich vor Job Scamming

Prüfen Sie Angebote genau
Suchen Sie nach Bewertungen des Unternehmens. Achten Sie auf ein vollständiges Impressum und verifizieren Sie die Domain.

Nutzen Sie S/MIME-Zertifikate
Gerade bei sensibler Kommunikation lohnt es sich, digitale E-Mail-Zertifikate einzusetzen. Mit S/MIME-Zertifikaten können Sie E-Mails verschlüsseln und signieren – und so Fälschungen und Manipulationen frühzeitig erkennen. Wir unterstützen Sie gerne.

Installieren Sie nur geprüfte Tools
Verwenden Sie ausschließlich Software aus offiziellen Quellen. Ein einfacher Download-Link kann Schadsoftware enthalten.

Schulen Sie Mitarbeitende
Job Scamming betrifft nicht nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmen. Mit gezielter Security Awareness lassen sich Risiken deutlich minimieren.

Nutzen Sie Mobile Device Management (MDM)
Wenn im Unternehmen viele mobile Geräte im Einsatz sind, kann ein MDM-System verhindern, dass infizierte Apps oder Tools installiert werden.

Fazit zu Job Scamming: Wachsamkeit ist der beste Schutz

Job Scamming ist kein Randphänomen, sondern ein wachsendes Problem im digitalen Raum. Cyberkriminelle nutzen professionelle Tricks, um ihre Opfer zu täuschen – doch mit dem nötigen Wissen und technischer Vorsorge können Sie sich effektiv schützen.

Bleiben Sie skeptisch, prüfen Sie Angebote gründlich und setzen Sie auf moderne Sicherheitsmaßnahmen wie E-Mail-Zertifikate oder MDM-Systeme. Denn in der Welt der digitalen Jobangebote gilt mehr denn je: Nicht jedes verlockende Angebot ist seriös.

Wie hat Ihnen dieser Artikel gefallen?

Average rating 5 / 5. Vote count: 1


0 Kommentar(e)

Schreibe einen Kommentar

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu