Großreinemachen vor den Sommerferien: So machen Sie Ubuntu sauber und schnell
Ubuntu gehört zu den bekanntesten und am weitesten verbreiteten Linux-Distributionen und wird für seine Benutzerfreundlichkeit, Stabilität und Sicherheit geschätzt. Hier in unserem Blog haben wir bereits mehrfach über Ubuntu berichtet – meist standen dabei Sicherheitsaspekte im Vordergrund, aber auch schon mal ein ganzer „Frühjahrsputz“. Und genau den möchten wir heute noch einmal mit aktuellen Informationen und Tipps aufgreifen, denn wie bei allen Betriebssystemen sammeln sich auch bei Ubuntu im Laufe der Zeit viele unnötige Dateien und Programme an, die die Leistung beeinträchtigen können.
Ich bin, weil wir sind: Ubuntu
2004 von Mark Shuttleworth und seiner Firma Canonical Ltd. ins Leben gerufen, richtet sich Ubuntu sowohl an Anfänger als auch an erfahrene Benutzer. Die grafische Benutzeroberfläche GNOME, die standardmäßig verwendet wird, bietet eine intuitive und moderne Benutzererfahrung. Darüber hinaus gibt es auch Varianten mit anderen Desktop-Umgebungen wie KDE (Kubuntu), Xfce (Xubuntu) und LXQt (Lubuntu).
Der Name „Ubuntu“ stammt übrigens aus einer afrikanischen Philosophie und bedeutet „Menschlichkeit für andere“ oder „Ich bin, weil wir sind“. Die Distribution basiert auf Debian, einer der ältesten und stabilsten Linux-Distributionen.
Schauen wir uns nun an, wie Sie Ihr Ubuntu-System aufräumen und seine Leistung verbessern können, um es sauber und flott zu halten.
Ubuntu manuell aufräumen: Schritt-für-Schritt-Anleitung
Ihre Linux-Distribution können Sie ganz leicht selbst aufräumen! Sie können dafür natürlich auf die Hilfe einiger Tools zurückgreifen – diese stellen wir Ihnen gleich noch vor. Doch bevor Sie auf spezielle Programme zur Reinigung zurückgreifen, versuchen Sie mal, Ihr Ubuntu-System manuell aufzuräumen. Das ist nämlich gar nicht so schwer, wie es klingen mag.
Der große Vorteil: Manuelles Aufräumen ermöglicht es Ihnen, gezielt und bewusst Dateien und Programme zu entfernen, die Sie nicht mehr benötigen. Sie haben die volle Kontrolle darüber, was gelöscht wird und können sicherstellen, dass keine wichtigen Daten verloren gehen.
1. Ungenutzte Programme deinstallieren
Der erste Schritt zur Optimierung Ihres Systems besteht darin, alle Programme zu deinstallieren, die Sie nicht mehr verwenden. Öffnen Sie das Terminal mit der Tastenkombination [Strg] + [Alt] + [T] und geben Sie den folgenden Befehl ein:
sudo apt-get remove –purge programmname
Ersetzen Sie programmname durch den Namen des Programms, das Sie deinstallieren möchten. Verwenden Sie den Befehl mehrmals, um alle ungenutzten Programme zu entfernen.
2. Unbrauchbare Dateien löschen
Suchen Sie in Ihrem Home-Verzeichnis und anderen Speicherorten nach Dateien, die Sie nicht mehr benötigen, und löschen Sie diese. Dies können alte Dokumente, Downloads oder temporäre Dateien sein.
3. Alte Kernel-Versionen löschen
Im Laufe der Zeit können sich mehrere Kernel-Versionen ansammeln, die unnötigen Speicherplatz belegen. Löschen Sie alte Kernel-Versionen mit dem folgenden Befehl:
sudo apt-get autoremove –purge
Dieser Befehl entfernt nicht nur alte Kernel, sondern auch andere nicht mehr benötigte Pakete.
4. Nicht benötigte Paketlisten entfernen
Die Paketlisten befinden sich im Verzeichnis /var/lib/apt/lists/. Um diese zu entfernen, nutzen Sie den folgenden Befehl:
sudo rm -rf /var/lib/apt/lists/*
Dies löscht die alten Paketlisten und kann helfen, Speicherplatz freizugeben.
5. Alte Dokumentationen entfernen
TexLive-Dokumentationen können viel Speicherplatz beanspruchen und sind oft nicht notwendig. Entfernen Sie diese mit:
sudo apt-get remove texlive-*-doc
Dieser Befehl löscht die Dokumentationen, behält aber die eigentlichen Pakete bei.
6. Papierkorb leeren
Löschen Sie den Inhalt Ihres Papierkorbs, um zusätzlichen Speicherplatz freizugeben. Verwenden Sie dafür den folgenden Befehl:
rm -rf ~/.local/share/Trash/*
Dieser Befehl entfernt alle Dateien im Papierkorb.
7. Vorschaubilder und alte Konfigurationsdateien entfernen
Vorschaubilder und alte Konfigurationsdateien können ebenfalls Speicherplatz belegen. Um diese zu entfernen, durchsuchen Sie Ihr Home-Verzeichnis und löschen Sie unnötige Dateien. Besonders hilfreich können folgende Befehle sein:
rm -rf ~/.cache/thumbnails/*
rm -rf ~/.config/alte_konfigurationsdateien
Passen Sie den zweiten Befehl an die spezifischen Verzeichnisse an, in denen sich alte Konfigurationsdateien befinden.
Perfekte Voraussetzung für umfassende Reinigung
Durch das manuelle Aufräumen Ihres Ubuntu-Systems können Sie unnötige Dateien und Programme entfernen, was zu einer verbesserten Leistung führt. Außerdem schaffen Sie eine solide Grundlage für eine umfassendere Bereinigung mit spezialisierten Tools. Sie haben die volle Kontrolle, lernen Ihr System besser kennen und können spezifische Probleme direkt angehen. Nach dieser Vorarbeit können Sie zur weiteren Optimierung auf Tools wie FSLint oder BleachBit zurückgreifen. Diese Tools durchsuchen Ihr System nach zusätzlichen Speicherplatzfressern und helfen dabei, Ihr System sauber und effizient zu halten.
Ubuntu mit diesen Tools aufräumen: FSLint und BleachBit
Nach dem manuellen Aufräumen können Sie nun spezialisierte Tools wie FSLint oder BleachBit einsetzen. Diese Tools können die restlichen, weniger offensichtlichen Dateien und Verzeichnisse bereinigen, die Sie möglicherweise übersehen haben und somit die Stabilität und Leistung Ihres Systems weiter verbessern. Beide Programme sind einfach zu installieren und zu nutzen. Probieren Sie beide Tools aus, um zu sehen, welches am besten zu Ihren Bedürfnissen passt. Wir stellen Ihnen beide vor:
Installation und Nutzung von FSLint
Schritt 1: Terminal öffnen
Starten Sie das Terminal auf Ihrem Ubuntu-System mit der Tastenkombination [Strg] + [Alt] + [T]. Das Terminal ist das Hauptwerkzeug, um Befehle auf einem Linux-System einzugeben.
Schritt 2: FSLint installieren
Geben Sie den folgenden Befehl in das Terminal ein und bestätigen Sie mit [Enter]:
sudo apt-get install fslint
Dieser Befehl lädt das FSLint-Paket aus den offiziellen Ubuntu-Repositories herunter und installiert es auf Ihrem System.
Schritt 3: FSLint starten und nutzen
Nach der Installation können Sie FSLint starten, indem Sie im Terminal fslint-gui eingeben oder das Tool über das Anwendungsmenü öffnen. FSLint bietet verschiedene Funktionen zur Systembereinigung:
• Doppelte Dateien finden: Sucht nach Dateien, die mehrmals auf Ihrem System vorhanden sind, und hilft Ihnen, diese zu entfernen.
• Leere Ordner entfernen: Findet und löscht leere Verzeichnisse.
• Falsche oder fehlerhafte Verweise: Findet fehlerhafte Symlinks und andere problematische Verweise auf Ihrem System.
Durch die Nutzung von FSLint können Sie viel Speicherplatz freigeben und die Systemleistung verbessern.
Alternative BleachBit
Ein weiteres nützliches Tool zur Systembereinigung ist BleachBit. Es arbeitet nach einem ähnlichen Prinzip wie FSLint, bietet jedoch zusätzliche Funktionen, indem es auch viele genutzte Programme untersucht und deren temporäre Dateien löscht.
Installation von BleachBit
Um BleachBit zu installieren, öffnen Sie erneut das Terminal und geben Sie folgenden Befehl ein:
sudo apt-get install bleachbit
Nutzung von BleachBit
Nach der Installation können Sie BleachBit über das Anwendungsmenü starten. BleachBit bietet verschiedene Optionen zur Bereinigung, darunter:
• Browser-Caches löschen: Entfernt temporäre Dateien und Caches von Webbrowsern wie Firefox und Chrome.
• System-Caches leeren: Löscht unnötige System-Caches, um Speicherplatz freizugeben.
• Log-Dateien bereinigen: Entfernt alte und unnötige Log-Dateien.
Leistung unter Ubuntu Linux optimieren
Die Optimierung der Leistung unter Ubuntu Linux bietet zahlreiche Vorteile, die von einer verbesserten Systemreaktionsfähigkeit und Ressourcennutzung bis hin zu einer besseren Stabilität und längeren Hardwarelebensdauer reichen. Es lohnt sich, Zeit und Mühe in die Optimierung zu investieren, um das Beste aus Ihrem System herauszuholen. Um die Leistung von Ubuntu Linux zu optimieren, können Sie eine Reihe von Schritten unternehmen, die die Effizienz und Geschwindigkeit Ihres Systems verbessern:
1. Systemaktualisierungen durchführen
Stellen Sie sicher, dass Ihr Ubuntu-System auf dem neuesten Stand ist. Installieren Sie dazu alle verfügbaren Updates.
sudo apt-get update
sudo apt-get upgrade
sudo apt-get dist-upgrade
2. Startprogramme verwalten
Überprüfen und deaktivieren Sie unnötige Startprogramme, die beim Booten geladen werden.
• Öffnen Sie die Startprogrammeinstellungen über das Dash oder durch Eingabe von gnome-session-properties im Terminal.
• Deaktivieren Sie Programme, die nicht notwendig sind.
3. Swap-Nutzung optimieren
Reduzieren Sie die Swap-Nutzung, indem Sie den swappiness-Wert ändern.
• Prüfen den aktuellen swappiness-Wert:
cat /proc/sys/vm/swappiness
• Setzen Sie den swappiness-Wert auf 10 (Standard ist 60):
sudo sysctl vm.swappiness=10
• Damit die Änderung dauerhaft ist, fügen Sie sie zur /etc/sysctl.conf hinzu:
echo ‚vm.swappiness=10‘ | sudo tee -a /etc/sysctl.conf
4. Ressourcenhungrige Anwendungen überwachen
Verwenden Sie Tools wie htop, um die Systemressourcen zu überwachen und ressourcenintensive Prozesse zu identifizieren.
• htop: Ein interaktiver Prozessmanager, der mehr Informationen als der Standard-Top-Befehl bietet.
sudo apt-get install htop
• iotop: Überwache Festplatten-I/O.
sudo apt-get install iotop
sudo iotop
5. Unnötige Dienste deaktivieren
Überprüfen und deaktivieren Sie Dienste, die nicht benötigt werden.
sudo systemctl list-unit-files –type=service
sudo systemctl disable dienstname.service
6. Dateisystem optimieren
Überprüfen und beheben Sie Dateisystemfehler und aktivieren Sie die TRIM-Funktion für SSDs. Automatisches Trim (für SSDs):
sudo systemctl enable fstrim.timer
sudo systemctl start fstrim.timer
7. Grafiktreiber aktualisieren und Grafikeffekte minimieren
Stellen Sie sicher, dass Sie die neuesten Grafiktreiber verwenden, um die Leistung Ihrer GPU zu maximieren. Öffnen Sie dazu „Software & Updates“ > „Zusätzliche Treiber“ und wählen Sie den empfohlenen proprietären Treiber aus.
In GNOME können Sie die Grafikeffekte reduzieren, um die Leistung zu verbessern:
• Installieren Sie die GNOME Tweaks:
sudo apt-get install gnome-tweaks
• Öffnen Sie GNOME Tweaks und gehen Sie zu Aussehen und deaktivieren Sie Animationen.
8. Browser optimieren
Browser können viele Ressourcen verbrauchen. Optimieren Sie die Leistung, indem Sie:
• Nicht benötigte Erweiterungen und Plugins deaktivieren.
• Den Cache regelmäßig löschen.
9. Lightweight Desktop Environment verwenden
Erwägen Sie gegebenenfalls den Wechsel zu einem ressourcenschonenderen Desktop-Umfeld wie XFCE oder LXDE:
sudo apt-get install xubuntu-desktop
10. Dateisystem-Caches leeren
Leeren Sie regelmäßig die Caches:
sudo sync
sudo sysctl -w vm.drop_caches=3
11. Hintergrunddienste und -prozesse
Überprüfen und deaktivieren Sie unnötige Hintergrunddienste und -prozesse:
• Verwenden Sie systemd-analyze blame, um die Bootzeit zu analysieren und langsame Dienste zu identifizieren.
systemd-analyze blame
• Deaktivieren Sie nicht benötigte Dienste
12. Kernel und Systemparameter anpassen
Überprüfen Sie, ob es alternative Kernel gibt, die besser für Ihre Hardware optimiert sind, wie z.B. der lowlatency oder zen Kernel:
sudo apt-get install linux-lowlatency
Fazit zu Ubuntu
Die regelmäßige Reinigung und Optimierung Ihres Ubuntu-Systems ist entscheidend für die Aufrechterhaltung einer hohen Leistung, Stabilität und Sicherheit. Indem Sie sowohl manuelle als auch automatisierte Methoden zur Systembereinigung einsetzen, können Sie sicherstellen, dass Ihr System stets in einem optimalen Zustand bleibt. Dies spart nicht nur Zeit und Ressourcen, sondern trägt auch dazu bei, die Lebensdauer Ihrer Hardware zu verlängern und Ihre Arbeitsumgebung effizient und sicher zu gestalten.
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