IT-Security

Das sind die wichtigsten Cyber Security Trends 2026

30. Dezember 2025 von Marek Röhner

Cyber Security Trends 2026
©Cmoso- Adobe Stock

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Die Welt der Cybersicherheit verändert sich rasant. Während die letzten Jahre von strategischer Vorbereitung geprägt waren, wird 2026 das Jahr der operativen Umsetzung insbesondere vor dem Hinblick von immer kürzeren Zertifikatslaufzeiten, steigenden Anforderungen und komplexeren Bedrohungen.

In diesem Beitrag beleuchten wir die fünf wichtigsten Cyber Security Trends 2026, die IT-Verantwortliche kennen und in ihre Roadmaps integrieren sollten.

Trend 1: Jetzt wird es ernst – Verkürzte Zertifikatslaufzeiten erzwingen Automatisierung

SSL/TLS-Zertifikate: Laufzeitverkürzung ab 15. März 2026

Schon seit längerem zeichnete sich der Trend zur Verkürzung von Zertifikatslaufzeiten ab. 2026 bringt nun die konkrete Umsetzung. Ab dem 15. März 2026 treten neue Vorschriften in Kraft, nach denen SSL/TLS-Zertifikate deutlich kürzere Gültigkeitsdauern haben dürfen. Im ersten Schritt werden die Laufzeiten auf 200 Tage verkürzt.

Ziel ist es, das Risiko durch kompromittierte Zertifikate zu minimieren. Häufigere Erneuerungen bedeuten aber auch: Ohne Automatisierung wird es in der Praxis nicht mehr funktionieren.

Code Signing: Kürzere Laufzeiten, höhere Hürden

Auch bei Code Signing-Zertifikaten gibt es drastische Veränderungen: Ab 1. März 2026 darf die maximale Laufzeit nur noch 460 Tage betragen. Hinzu kommt: HSM oder Cloud Signing wird verpflichtend. Manuelle Prozesse gehören damit endgültig der Vergangenheit an.

Konsequenz: Automatisierung wird zum Must-have

Um kürzeren Zertifikatslaufzeiten zu begegnen werden Certificate Lifecycle Management (CLM), ACME-Implementierungen oder zentrale PKI-Management-Plattformen immer entscheidender, um ein reibungsloses Zertifikatsmanagement zu gewährleisten.

Trend 2: Die EU Digital Identity Wallet wird Realität

2026 markiert einen Meilenstein in der digitalen Identitätsverwaltung: Spätestens im Sommer müssen alle EU-Mitgliedsstaaten eine sogenannte EU Digital Identity Wallet bereitstellen. Diese digitale Brieftasche soll nicht nur klassische Ausweisdokumente in elektronischer Form enthalten, sondern auch Nachweise wie Qualifikationen, Berechtigungen und – besonders relevant für die IT-Sicherheit – digitale Zertifikate.

Die Wallet basiert auf einer hochsicheren PKI-Infrastruktur und wird in den kommenden Jahren in verschiedenste digitale Prozesse integriert – etwa bei der Authentifizierung in Portalen, beim Signieren digitaler Dokumente oder auch bei der Identifikation im Gesundheitswesen. Unternehmen müssen sich darauf einstellen, ihre Systeme kompatibel zur Wallet zu gestalten und den Schutz sensibler Identitätsdaten nochmals zu verstärken.

Trend 3: Künstliche Intelligenz: Angriff und Verteidigung auf neuem Level

Wie auch in den letzten Jahren darf Künstliche Intelligenz bei den wichtigsten Cyber Security Trends nicht fehlen. Und das aus gutem Grund: Im Jahr 2026 wird sich die Auseinandersetzung zwischen Angreifern und Verteidigern auf eine neue Ebene verlagern, da beide Seiten verstärkt auf Künstliche Intelligenz setzen. Die Auswirkungen sind tiefgreifend: Während Unternehmen KI nutzen, um Anomalien zu erkennen, Bedrohungen schneller zu klassifizieren und Incident Response zu automatisieren, verwenden Cyberkriminelle dieselben Technologien, um Angriffe realistischer, raffinierter und dynamischer zu gestalten.

Phishing-Mails wirken inzwischen täuschend echt – geschrieben von Sprachmodellen und teilweise ergänzt durch KI-generierte Deepfake-Stimmen oder Videos. Auch vollautomatisierte Angriffsketten, bei denen Schwachstellen in Echtzeit identifiziert und ausgenutzt werden, sind keine Fiktion mehr.

Für Unternehmen bedeutet das: Der blinde Einsatz von KI reicht nicht aus. Es braucht eine klare Governance – eine Richtlinie, die festlegt, wo Künstliche Intelligenz eingesetzt wird, wie Entscheidungen überprüfbar bleiben und wie Risiken minimiert werden. Denn so groß das Potenzial der Technologie ist – falsch eingesetzt, kann sie selbst zur Schwachstelle werden.

Trend 4: IoT-Zertifikate und Maschinenidentitäten übernehmen das Ruder

Die Zahl vernetzter Geräte explodiert – nicht nur im privaten Bereich, sondern vor allem in Industrie, Logistik, Energieversorgung und dem Gesundheitswesen. 2026 wird ein Jahr, in dem Maschinenidentitäten endgültig aus dem Schatten der Benutzeridentitäten heraustreten. Geräte kommunizieren eigenständig mit Servern, fordern Services an oder greifen auf APIs zu – und all das muss sicher geschehen.

Genau hier kommen IoT-Zertifikate ins Spiel. Sie sind der Schlüssel zur Authentifizierung und Verschlüsselung in der Maschinenkommunikation. Anders als bei klassischen Nutzerzertifikaten gilt es hier jedoch, ganz andere Herausforderungen zu meistern: Das Lebenszyklusmanagement ist komplex, da Geräte oft schwer zugänglich oder nicht dauerhaft online sind. Die Schlüssel müssen sicher abgelegt werden, und auch die automatische Erneuerung muss gewährleistet sein.

Unternehmen, die auf automatisierte PKI-Managementlösungen setzen, profitieren von klaren Prozessen und einem vollständigen Überblick über alle Maschinenidentitäten – sei es in der Produktionsstraße, im intelligenten Stromzähler oder im vernetzten Medizingerät. Wer 2026 noch auf manuelle Abläufe setzt, riskiert nicht nur den Überblick, sondern auch die Sicherheit.

Trend 5: Supply Chain Security rückt ins Zentrum

Im Fokus vieler Angreifer stehen längst nicht mehr nur die Systeme eines Unternehmens selbst, sondern die gesamte Lieferkette – und dabei ganz besonders die Softwarelieferkette. Build-Systeme, Update-Prozesse und externe Abhängigkeiten sind zum Einfallstor für Malware und Manipulationen geworden. Der Grund liegt auf der Hand: Wer es schafft, sich früh in die Supply Chain einzuschleusen, kann seine Schadsoftware mit jedem regulären Software-Update unauffällig verteilen.

2026 wird in diesem Kontext ein Wendepunkt sein, denn der regulatorische Druck steigt rasant. Vorgaben wie die NIS2-Richtlinie oder der Cyber Resilience Act verpflichten Unternehmen dazu, ihre Softwareentwicklung besser abzusichern. Von der Dokumentation aller Komponenten über den Einsatz von Code Signing bis hin zur Absicherung der CI/CD-Pipelines.

Wer moderne Code-Signing-Verfahren einsetzt, etwa über cloudbasierte Lösungen oder Code Signing as a Service, kann sicherstellen, dass nur geprüfter und authentischer Code in den Umlauf gelangt.

Supply Chain Security wird damit zur strategischen Aufgabe – nicht nur für IT-Abteilungen, sondern für die gesamte Geschäftsführung. Denn wer hier versagt, gefährdet nicht nur seine Sicherheit, sondern auch die eigene Marktposition.

2026 wird zum Jahr der Umsetzung

Die Cyber Security Trends 2026 markieren endgültig den Übergang von der Strategie zur Praxis. Zertifikatslaufzeiten verkürzen sich und machen Automatisierung unabdingbar, digitale Identitäten werden neu gedacht, KI verändert die Verteidigungslinien, Maschinen rücken in den Vordergrund und Angriffe auf die Lieferkette treffen Unternehmen an kritischen Schwachstellen.

Für Unternehmen bedeutet das: Jetzt ist die Zeit für konkrete Maßnahmen. Automatisierung, Governance, Identitätsmanagement und Supply Chain Security sind keine optionalen Zukunftsthemen mehr. Sie gehören 2026 zu den Grundpfeilern moderner IT-Sicherheit

 

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