Testberichte

OpenCart im Test: freies eCommerce-System mit Einschränkungen

22. September 2015 von Larissa Weigand

Testreihe Shopsysteme: OpenCart
© Igor Mojzes - Fotolia.com

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Entgegen unserer letzten Shopsystem-Testkandidaten wurde das Open Source-System OpenCart eigenständig entwickelt. Für den englischsprachigen Markt entwickelt, existiert neben deutschen Sprachpaketen eine Modulsammlung namens „Legal“, die den umfangreichen Anforderungen, die hierzulande gestellt werden, gerecht wird. Wir haben getestet, für welche Händler sich dieses eCommerce-System eignet:

OpenCart: Wie ist die Architektur des Systems aufgebaut?

OpenCart möchte Händler ansprechen, die eine schlanke und schnelle Lösung suchen und auf größere Einarbeitungszeiten verzichten möchten. Dafür basiert das System auf einem MVC-Framework, welches eigens für dieses Shopsystem entwickelt wurde. Das System setzt auf PHP und MySQL als Datenbank. Anforderungen also, die auch Händler mit kleinem Budget problemlos realisieren können: einen möglichst aktuellen Apache-Server inklusive PHP-5-Installation sowie MySQL. OpenCart setzt auf eine Template Engine, sodass Sie die Gestaltung Ihrem Bedarf anpassen können. Das strikte Trennen von Design und Inhalt ermöglicht Anwendern das leichte Integrieren von Inhalten sowie zügiges Überarbeiten des Designs. Zusatzmodule machen das Anbinden von Extras möglich, beispielsweise können Sie Zahlungsmöglichkeiten ergänzen. OpenCart unterliegt der GPL-Lizenz.

Schnittstellen: wie fällt das Integrationsniveau von OpenCart aus?

Für gewöhnlich möchten kleine bis mittlere Händler ein System, mit dem sie nach der Installation zügig arbeiten können, während größere Online-Händler Wert auf ein hohes Integrationsniveau legen. Auf eine API zum Anbinden externer Systeme verzichtet OpenCart jedoch: CMS oder WaWi können Sie nicht anbinden. Damit richtet sich OpenCart an Online-Händler, die auf diese Anbindungen verzichten können und wollen – in aller Regel kleine bis mittlere. Nichtsdestotrotz können Sie ergänzen, wenn Ihnen der gelieferte Funktionsumfang zu gering ist: knapp 13.000 Extensions machen Ihren Shop erweiterbar; mehr dazu unter „Module“.

Performance bei OpenCart

OpenCart erledigt seinen Performance-Job ausgezeichnet: aufgrund der schlanken und durchdachten Architektur spricht insbesondere die sehr gute Performance für diese eCommerce-Software. Haben Sie Probleme mit der Geschwindigkeit, werfen Sie bitte auch einen Blick auf Ihren Hosting-Anbieter, prüfen Sie die Soft- und Hardware-Konfigurationen sowie die Datenbanken und Seitenstruktur, denn die Performance ist nicht nur von der Software, sondern von diversen Parametern abhängig. Zum Prüfen der Performance existieren diverse Extensions für OpenCart; drei von diesen Erweiterungen sind:

  • Performance Test Tool zum Aufspüren von Geschwindigkeitsbremsen
  • SD Premium DB Indexes zum Prüfen der Datenbank auf Geschwindigkeit und Effizienz
  • NitroPack möchte Ihre komplette Site im Auge behalten, Geschwindigkeitsbremsen beheben und mehr Effizienz spendieren

Zukunftsfähigkeit: wie skalierbar ist OpenCart?

Nach der Vorbereitung für den deutschen Markt – entweder komplett manuell oder mit dem eingangs erwähnten Modul-Bundle – kann es bereits losgehen; die Einstiegshürden und -kosten sind gering. Unbegrenzte Kategorien und Produkte machen das Wachsen mit OpenCart möglich, jedoch nur bis zu dem Punkt, an dem ein WaWi unabdingbar wird. Regeln Sie Ihren Versand ohne Warenwirtschaftssystem und sehen Sie auch keinen Bedarf an einem CMS, können Sie problemlos mit OpenCart wachsen. Wissen Sie jedoch bereits bei Ihrem Einstieg, dass beizeiten kein Weg an die Anbindung vorbeiführt, sollten Sie den Einsatz von OpenCart überdenken: starten Sie gleich mit einem anderen System, das sich mit CMS und Warenwirtschaftssystemen versteht, um später keine Komplettumstellung durchführen zu müssen.

Trotz fehlender Anbindung an CMS und WaWi zeigt sich OpenCart äußerst funktional. Verschiedene Extensions, die sehr zahlreich existieren, optimieren die Funktionalität Ihres Online-Shops: Erweiterungen, die dem Vereinfachen des Bestellvorgangs dienen, sind genauso zu finden wie Payment-Module, Google Analytics, Versanddienstleister-Extensions oder Themes zum Ändern der Optik Ihres Shops. Aufgrund der konsequenten Trennung von Layout und Inhalt können Sie zügig Anpassungen vornehmen und verfügen über eine angenehme Flexibilität. OpenCart zeigt sich insgesamt zukunftsfähig – mit der Einschränkung des geringen Integrationsniveaus, was das Shopsystem zu einer eCommerce-Lösung für kleine und mittlere Online-Shops macht.

Modularität von OpenCart

Die modulare Architektur von OpenCart ist eines der besonderen Kennzeichen dieses Shopsystems. Eben dieser ist das flexible Anpassen zu verdanken: erweitern Sie Ihren Online-Shop gezielt um verschiedene Module oder entfernen Sie jene, die Sie nicht mehr benötigen. Schon bei der Neuinstallation von OpenCart bringt das eCommerce-System diverse Standardmodule mit: spezielle Angebote, Neuigkeiten, Versand und Zahlung sowie ein Willkommensgruß für Ihre Kunden sind beispielsweise inklusive.

Im Backend des Systems finden Sie den Menüpunkt „Erweiterungen“. Dort sehen Sie nach der Installation Module, die viele Shops gebrauchen können, weshalb deren Installation bereits vorbereitet ist. Möchten Sie diese nicht nutzen, entfernen Sie sie, womit Sie der Performance helfen. Schade: die Installation selbst löst etwa Magento besser, bei OpenCart müssen Sie manuell installieren.

Usability bei OpenCart

Auch OpenCart lässt seine potenziellen Nutzer im Rahmen einer Demo hinter die Kulissen schauen. Folgen Sie bitte diesem Link, um eine Frontend-Demo-Site zu besuchen; so kann Ihr OpenCart-Shop aussehen. Wie erwähnt, können Sie die Optik recht einfach über Theme-Extensions anpassen, sehen Sie diese Frontend-Demo also als reines Versuchslabor für Funktionalitäten.

Einen Einblick ins Backend erhalten Sie unter demo.opencart.com/admin/, loggen Sie sich hier mit dem Usernamen „demo“ und demselben Passwort ein. Nach dem Login werden Sie von Statistiken begrüßt, sodass Sie als Händler erste wichtige Kennzahlen, darunter Anzahl aller Bestellungen, Zahlungen, Kunden und aktuelle Besucher, auf den ersten Blick sehen. Das Menü auf der linken Seite können Sie, ähnlich wie bei WordPress, ein- und ausklappen. Die Kategorien empfinden wir als sinnvoll und sehen eine intuitive Bedienung:

  • Dashboard: zeigt wichtige Kennzahlen auf einen Blick
  • Catalog: hier dreht sich alles um Ihre Produkte, Kategorien, Lieferanten, etwaige Filter, Optionen und grundlegende Informationen
  • Extensions: in diesem Menüpunkt finden Sie Ihre Erweiterungen, die übersichtlich sortiert sind
  • Sales: sämtliche Bestellungen, Kunden, Gutscheine oder Retouren verwalten Sie hier
  • Marketing: alles, was Sie zum Bekanntmachen Ihres Shops benötigen, wenngleich dieser Punkt im Vergleich zu anderen Shopsystemen relativ mager ausschaut
  • System: konfigurieren Sie Ihren Shop, bearbeiten Sie Ihr Design und verwalten Sie User sowie lokale Einstellungen
  • Tools: hier werden Uploads, Backups und Fehlerprotokolle gesammelt
  • Reports: für Statistikfans ein Traum; Verkäufe, Produkte, Marketingaktivitäten sowie Kunden werden statistisch zusammengefasst und ausgewertet

Alles, was Sie einstellen können, zeigt sich selbsterklärend – das Backend begeistert uns. Die verständliche Navigation und die Optionen haben Sie schnell raus und Sie können ähnlich leicht arbeiten wie in WordPress. Möchten Sie beim Design über die vorhandenen Themes hinaus gehen, sind Kenntnisse in HTML, PHP und CSS unabdingbar; eCommerce-Neulinge könnten hier an ihre Grenzen stoßen und müssen ggf. in einen externen Dienstleister investieren.

Sicherheit bei OpenCart

Eine integrierte Datensicherungsfunktion erlaubt es, neben Daten auch Einstellungen in eine SQL-Datei zu exportieren. Unter dem Menüpunkt „System“ – „Datensicherung“ können Sie den Umfang der Daten bestimmen und auch das Wiederherstellen Ihrer gesicherten Daten können Sie in diesem Menüpunkt erledigen. Ebenfalls integriert ist ein Fehlerprotokoll, mit dem Sie einen Blick in die Protokolldateien werfen können. Neben Datum und Uhrzeit des Fehlers sehen Sie dort ein PHP-Dokument sowie die Zeile, die für den Fehler verantwortlich ist. Auch bei OpenCart macht es Sinn, den Admin-Ordner via .htaccess zu schützen. Verwenden Sie zudem keine der üblichen Namen wie „Admin“ oder „Administrator“.

Wie bei jedem Online-Shop – gänzlich unabhängig vom System – sind SSL-Zertifikate von absoluter Wichtigkeit, damit die Daten Ihrer Kunden abhörsicher und vertraulich durchs World Wide Web gesendet werden und Sie mit gutem Datenschutz punkten. Lassen Sie sich gerne von uns beraten oder finden Sie mit unserem SSL-Vergleich zügig den Weg zum passenden SSL-Zertifikat für Ihren Online-Shop.

Fazit: OpenCart im Test

Testreihe Shopsysteme Übersicht: OpenCartGegenüber Shopsystem-Riesen wie Magento oder Shopware zeigt sich OpenCart eher wenig beachtet, jedoch deckt die eCommerce-Website alle relevanten Funktionen ab. Die modulare Architektur zeigt sich bestens anpassbar an verschiedene Anforderungen sowie Einsatzszenarien – für kleine bis mittlere Händler sowie große Shops, die auf WaWi und CMS verzichten möchten, zeigt sich OpenCart sehr anwenderfreundlich. Die gute Performance spricht weiter für das System. Der kostengünstige Einstieg ist leicht möglich, denn um für den deutschen Markt vorbereitet zu sein, braucht es nicht nur das kostenfreie System, sondern auch diverse Extensions, wovon einige kostenpflichtig sind. Die Installation selbst ist einfach gehalten und Sie brauchen lediglich Grundkenntnisse in PHP und für Ihre Einstellungen am Webserver.

Ohnehin ermöglichen die geringen Hardware-Anforderungen einen leichten Einstieg in die Online-Shopping-Welt mit OpenCart. Das Backend ist selbsterklärend und intuitiv bedienbar; Konfigurationen nehmen Sie nicht nur bezüglich Ihres Shops, sondern auch bezüglich der SSL-Verschlüsselung, ihrer Metatags oder Ihrer Datensicherung im Backend vor. Das Pflegen und Editieren von Produkten, Kunden, Kategorien, etc. zeigt sich kinderleicht – Sie können ohne teure Schulungen direkt einsteigen. Zusatzmodule – zum Teil gratis, zum Teil kostenpflichtig, aber mit humanen Preisen – ergänzen die Funktionalität Ihres Shops.

Unterstützung finden Sie in der recht großen und aktiven Community. Möchten Sie Templates individuell anpassen, sind Kenntnisse in HTML, PHP und CSS unabdingbar; besitzen Sie diese nicht, bedenken Sie die Kosten für einen Dienstleister, der Ihnen zur Hand geht. Weiter sollte Ihnen bewusst sein, dass Sie OpenCart nicht an Warenwirtschafts- und Content Management-Systeme anbinden können. Damit sehen wir den Einsatz des Shopsystems OpenCart vorrangig bei kleinen bis mittelgroßen Händlern.

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