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Videokonferenz-Software: Weitere Videokonferenztools im Vergleich

9. Juni 2020 von PSW GROUP Redaktion

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Haben wir im ersten Teil unseres Vergleichs von Videokonferenztools Microsoft Teams, Skype und Cisco WebEx vorgestellt, blicken wir heute auf die Videokonferenz Anbieter Zoom, Jitsi sowie GoToMeeting.

Zoom im Videokonferenz-Vergleich

Das US-amerikanische Softwareunternehmen zum Abhalten einer Videokonferenz Zoom Video Communications, Inc. wurde 2011 durch Eric Yuan gegründet. Das Unternehmen mit Sitz im kalifornischen San José veröffentlichte mit Zoom ein Videokonferenz-System, das gerade zu Corona-Zeiten einen wahren Boom erlebte: Die Nutzerzahl stieg von 10 Millionen Nutzern im Dezember 2019 auf mehr als 200 Millionen monatliche User im März dieses Jahres. Wurden Benutzerfreundlichkeit und Stabilität des Tools gelobt, stießen Datenschutz- und Sicherheitsmängel auf heftige Kritik. Zahlreiche Unternehmen und Behörden verboten die Nutzung von Zoom. Zoom selbst hat mittlerweile nachgebessert, zumindest stellenweise.

Details zu Zoom

Der Videokonferenz Anbieter Zoom arbeitet mit Meeting-IDs: Über diese IDs ist es Teilnehmern möglich, den virtuellen Meeting-Raum zu betreten. Ein solcher Meeting-Raum kann optional Passwortschutz erhalten. Die bei Zoom hoch gelobte Benutzerfreundlichkeit erlaubt eine intuitive Bedienung ohne langes Einarbeiten. Dank Synchronisierung mit Kalendersystemen lässt sich Zoom vom Handy bis zum Desktop auf jedem Gerät nutzen. Video und Audio in HD, Team-Chats oder die Möglichkeit, Bildschirme zu teilen, sind nur einige der sehr umfangreichen Funktionen von Zoom. In höheren Paketen haben Sie auch die Möglichkeit, Meetings lokal oder in der Cloud aufzuzeichnen.

Die preisliche Gestaltung bei Zoom

In der kostenfreien Variante können bis zu 100 Teilnehmer einer Videokonferenz beiwohnen. Gruppenbesprechungen erhalten jedoch ein zeitliches Limit von 40 Minuten. In der Pro-Version (13,99 €/Monat/Moderator) wird dieses Limit auf 24 Stunden hochgesetzt. Die Business-Version soll KMU ansprechen. Sie schlägt mit 18,99 € je Monat je Moderator zu Buche, macht jedoch Videokonferenzen mit bis zu 300 Teilnehmern ohne zeitliche Limitierung möglich. Alle Details zu den Zoom-Tarifen können Sie der Website entnehmen.

Datenschutz und Sicherheit bei Zoom

Zoom wurde bereits als einer der Gewinner der Corona-Krise gehandelt – bis diverse Sicherheitslücken für Zweifel sorgten. Und da gab es so einiges:

  • Der Zoom-macOS-Client installierte einen lokalen Webserver mit. Wenngleich diese Funktion durchaus die Benutzerfreundlichkeit des Dienstes erhöht, weil die Installation einfach wird, entsteht daraus ein Sicherheitsrisiko: Dritten könnte es ermöglicht werden, auf die Kamera zuzugreifen. Hinzu kam die Tatsache, dass der Webserver beim Deinstallieren von Zoom nicht gleich mit entfernt wurde. Während Apple über das macOS-eigene Anti-Malware-Programm den lokalen Webserver von sämtlichen Macs löschte, veröffentlichte Zoom ein Update.
  • Auch die iOS-App stieß auf Kritik: Sie inkludierte ein SDK, welches Informationen über das genutzte Smartphone an Facebook weiterreichte, ohne dies in der Datenschutzerklärung überhaupt zu erwähnen. Ein Update sorgte dafür, dass das SDK aus der Zoom-App entfernt wurde.
  • Die Datenschutzerklärung von Zoom enthielt nicht näher definierte Informationen über den „Verkauf“ von Nutzerdaten an Dritte. Mit einer aktualisierten Datenschutzerklärung stellte Zoom klar, dass Nutzerdaten keinesfalls verkauft würden.
  • Sowohl in der Datenschutzerklärung als auch in der Produktbeschreibung des Videokonferenz-Tools erwähnte Zoom eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Tatsächlich handelt es sich lediglich um eine Transportverschlüsselung. Das bedeutet, dass das Unternehmen auf sämtliche übertragene Daten zugreifen kann. Das wird – zumindest in der Gratis-Variante – auch weiterhin so bleiben. In einem Treffen mit Investoren erklärte CEO Yuan: „Wir sind der Meinung, dass diese Funktion Teil unseres Angebots für professionelle Kunden sein sollte. […] Kostenlose Benutzer – das wollen wir ihnen natürlich nicht geben, weil wir auch mit dem FBI und den örtlichen Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten wollen, falls einige Leute Zoom für einen schlechten Zweck verwenden.“ Heißt: Auch in Zukunft gibt es Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ausschließlich für zahlende Kunden.
  • Noch mehr Kritik hagelte es für eine Funktion, bei der der Administrator sich anzeigen lassen kann, ob sich das Zoomfenster anderer Teilnehmer länger als 30 Sekunden nicht im Vordergrund befindet. Sprich: Die Aufmerksamkeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer lässt sich damit überwachen. Hinzu kommt, dass sich Informationen zu den verwendeten Geräten, den IP-Adressen sowie der Standorte der Teilnehmer anzeigen und Aufzeichnungen der Konferenzen gespeichert werden können. Nach einigen Diskussionen über den Sinn oder Unsinn dieser Funktion deaktivierte Zoom sie im April 2020.

Aufgrund dieses Ignorierens von Datenschutz und Privatsphäre verboten Anfang April 2020 zahlreiche Unternehmen weltweit die Verwendung des Dienstes.

Videokonferenzsysteme im Vergleich: GoToMeeting

Aus dem Hause LogMeIn, Inc., kommt mit GoToMeeting ein weiteres Videokonferenz-Tool aus den USA. Das Unternehmen mit Sitz in Boston, Massachusetts, USA, hat sich auf Fernwartungsdienste spezialisiert und setzt je die Hälfte durch Webkonferenzen und Fernwartung um (Quelle: Präsentation zur LogMeIn-Roadshow 2017, PDF). Ursprünglich handelt es sich um ein europäisches Unternehmen: LogMeIn wurde im Jahre 2003 als 3am Labs in Budapest gegründet. Drei Jahre später änderte sich der Name in LogMeIn und 2012 zog das Unternehmen nach Boston. Die GoTo-Sparte, zu der auch das Videokonferenztool GoToMeeting gehört, übernahm LogMeIn im Jahre 2016 von Citrix. Bekannt ist das Unternehmen auch durch die Übernahme des Passwortmanagers LastPass im Jahr 2015.

Details zu GoToMeeting

Hinter GoToMeeting verbirgt sich ein Softwarepaket für Online-Videokonferenzen und –Meetings. Desktop Sharing vereinfacht die Zusammenarbeit, die wahlweise mobil (Apps für iOS und Android), am PC als Desktop- oder auch als Webversion geschehen kann. Meetings lassen sich planen, abhalten sowie aufzeichnen. Mittels Zeichenwerkzeugen und einem virtuellen Whiteboard können Ideen festgehalten und präsentiert werden. Add-ons ermöglichen es, Office 365 sowie Google Kalender zu integrieren. GoToWebinar ist ein Ableger, der es erlaubt, Seminare online abzuhalten. Das Webinar-Tool lässt sich einfach in GoToMeeting einbinden.

Die preisliche Gestaltung bei Zoom

GoToMeeting bietet nach einer kostenfreien Testphase von 14 Tagen verschiedene Tarife. Die Tarife beginnen in der Professional-Version bei 12,50 € je Organisator je Monat. Eine Übersicht der Preise einschließlich aller Funktionen finden Sie auf der GoToMeeting-Website.

Datenschutz und Sicherheit bei GoToMeeting

In allen Paketen werden sämtliche Interaktionen in GoToMeeting SSL-verschlüsselt übertragen. Die Meetings selbst sind AES-256-Bit-verschlüsselt. Ein noch recht junges Sicherheitsfeature ist die risikobasierte Authentifizierung: außergewöhnliche Vorgänge, wie etwa die Anmeldung von nicht berechtigten Geräten oder neuen Standorten aus, werden automatisch ermittelt und damit sichtbar für den jeweiligen Organisator. Auch die Einmalanmeldung (Single Sign-On, SSO) zeigt sich praktisch für die Sicherheit: Unternehmensweit wird nur ein Passwort angelegt, sodass Einzelbenutzer keine Passwörter verwalten müssen.

Sämtliche LogMeIn-Produkte, und damit auch GoToMeeting, sind DSGVO-konform. In einem DSGVO Ressourcen-Center stellt das Unternehmen Details vor.

Jitsi im Videokonferenz-Software-Vergleich

Bei Jitsi handelt es sich um ein Open Source-Tool – genauer gesagt um eine Software-Sammlung, die IP-Telefonie, Videokonferenzen und Instant Messaging vereint. Das Tool lässt sich unter Windows, macOS sowie Linux nutzen, jedoch existieren auch mobile Apps sowie eine Version für den Webbrowser. Als Java-Implementierung ist Jitsi also auf sämtlichen Plattformen mit Java-Laufzeitumgebung anwendbar. Im Rahmen der Corona-Krise wurde Jitsi häufig für Online-Unterricht empfohlen, da weder Anmeldung noch Installation notwendig sind.

Details zu Jitsi

Das quelloffene Tool Jitsi ist Web RTC-kompatibel und leicht in Dienste wie Slack, Matrix oder RocketChat zu integrieren. Ohne sich einen Account zulegen zu müssen, können Sie beispielsweise die Jitsi-Meet-Instanz des Betreibers selbst nutzen. Teilnehmer werden hinzugefügt, indem die jeweilige URL einfach weitergegeben wird.

Der Funktionsumfang kann mit anderen Tools mithalten:

  • Konferenzräume lassen sich jederzeit ohne Registrierung betreten
  • Desktop-Sharing (nur PC)
  • Chatten
  • Optionaler Passwortschutz (ausschließlich für die Dauer der jeweiligen Konferenz)
  • Dokumentenbearbeitung mit Etherpad bzw. yopad.eu
  • Telefonische Einwahl möglich
  • Konferenzen-Live-Stream über YouTube
  • Konferenz-Aufnahmen

Die preisliche Gestaltung bei Jitsi

Als quelloffene Software ist Jitsi kostenfrei. Unter Umständen können Server-Nutzungsgebühren anfallen.

Datenschutz und Sicherheit bei Jitsi

Sofortnachrichten sind OTR-, Bild und Ton ZRTP-verschlüsselt. Sie können Jitsi mit einem eigenen Server betreiben, was Ihnen die Datenhoheit lässt, jedoch auch die Pflicht, den Server DSGVO-konform abzusichern. Alternativ kann einer der zahlreichen im Web öffentlich zugänglichen Jitsi-Server genutzt werden, wie der oben verlinkte, der direkt vom Betreiber angeboten wird. Die meisten Anbieter von Jitsi-Servern setzen sich für Datenschutz, Privatsphäre und den Schutz der informellen Selbstbestimmung ein. Dementsprechend lässt sich davon ausgehen, dass die Betreiber keinerlei Interesse an Benutzerdaten haben. Jedoch existiert keine 100-prozentige Sicherheit: Machen Sie sich schlau über den Serverbetreiber, wenn Sie Jitsi nutzen möchten.

Sicherheit und Datenschutz hängen also bei Jitsi von der Konfiguration der Server ab. Hegen Sie vielleicht die Überlegung, eine Jitsi-Instanz auf Servern von Google, Amazon oder Microsoft zu betreiben, holen Sie sich US-Dienstleister ins Boot. Je nach Serverstandort unterliegen diese nicht der DSGVO, sodass Sie auch Jitsi nicht DSGVO-konform betreiben können. Die Forschungsgemeinschaft elektronische Medien e. V. betreibt einen Jitsi-Server, empfehlenswert sind auch die von Freifunk und vom CCC betriebenen Server. Eine Liste von Jitsi-Meet-Instanzen ist auf GitHub hinterlegt, wo auch der Code der Open Source-Software einsehbar ist. Machen Sie sich bitte vor der Nutzung von Jitsi auf Servern Dritter über den Serverbetreiber schlau! Es ergibt sich hier durchaus ein potenzielles Risiko für Datenabflüsse. Nutzen Sie einen eigenen Server und haben diesen entsprechend sicher konfiguriert, ist Jitsi ein sehr empfehlenswertes Tool für Ihre Videokonferenzen.

Fazit: Videokonferenz-Software für Unternehmen

Wie schon im ersten Teil haben wir Ihnen auch diesmal drei Tools für Videokonferenzen vorgestellt, um eine erste Hilfestellung bei der Auswahl zu liefern. Unsere Informationen haben wir in Mai und Juni 2020 zusammengestellt. Bitte beachten Sie, dass sich sowohl die Preise als auch die Funktionen und Sicherheitsmerkmale weiterentwickeln können. Überprüfen Sie daher im Voraus den aktuellen Stand der Dienste, die Sie in die nähere Auswahl nehmen.

Wie unser kleiner Zweiteiler zeigt, ist die Auswahl der richtigen Videokonferenzsoftware nicht so einfach: Es gibt freie und proprietäre Software, kostenlose Angebote und welche, die richtig ins Geld gehen, reine Videokonferenzsysteme und Software, die mit zahlreichen Extras gespickt ist. Nachdem Sie sich den gewünschten Funktionsumfang überlegt haben, ist es sinnvoll, auch die Datenschutz- und Sicherheitsaspekte genau zu betrachten. Achten Sie auf eine DSGVO-konforme Lösung, um Ihre und die Daten Ihrer Konferenzteilnehmer zu schützen.

Wie ist das bei Ihnen: Welche Videokonferenzsoftware nutzen Sie und warum? Haben Sie noch empfehlenswerte Alternativen zu den von uns beschriebenen Tools? Kommen Sie mit uns ins Gespräch – wir freuen uns über Ihre Kommentare!

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