IT-Security

E-Mail-Anbieter-Test: das Fazit

22. Februar 2017 von PSW GROUP Redaktion

E-Mail-Anbieter-Test  Auswertung
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Insgesamt neun Wochen haben wir für Sie E-Mail-Anbieter getestet: von Freemail-Anbietern bis hin zu den Anbietern, die sich Sicherheit auf die Fahne geschrieben haben. Auch diesmal küren wir einen Usability- und einen Sicherheitssieger. So haben Sie die Wahl: möchten Sie auf Funktionalität oder auf Sicherheit setzen? Oder geht sogar beides?

So viele E-Mails wie noch nie

Wenn Sie womöglich zu den Messenger-Power-Usern gehören, mögen Sie der E-Mail nur noch geringe Bedeutung beimessen. Statistiken jedoch zeigen, dass Sie damit zu den Ausnahmen gehören: Nie wurden mehr E-Mails in Deutschland versendet als 2016!

Konkret wurden mit 626 Milliarden E-Mails sagenhafte 80 Milliarden mehr Mails versendet als in 2015. Spam bleibt in der Studie unberücksichtigt, jedoch erklären sich die Zahlen auch mit den E-Mails, die User aus den sozialen Netzwerken oder von Online-Shops beziehen. Rechnungen, Benachrichtigungen oder Erinnerungen: klar, da kommt einiges zusammen.

Spürbar sei auch der Umstieg vom Stationären aufs Mobile. Tendenz: steigend. Sicherlich werden wir in kommenden Tests diese Situation berücksichtigen und die mobilen Möglichkeiten näher beleuchten. Nun aber zu unseren Tests und den daraus folgenden Verlierern und Gewinnern:

Die Usability-Sieger

Zur Usability zählen wir unsere beiden Testpunkte „Einstiegshürden“ und „Usability“. Wir testeten, inwieweit die Registrierung, das Preis-Leistungsverhältnis, Werbeeinblendungen, der Login-Prozess, der E-Mail-Versand und -Empfang gut funktionieren und ob es einen Pflichtnewsletter gibt.

Keiner erreicht volle Punktzahl

Bei den Einstiegshürden und der Usability gab es insgesamt 16 mögliche Punkte. Unsere Erstplatzierten bei der Usability haben diese Punktzahl mit 14 Punkten nur knapp verpasst: mailbox.org und Posteo teilen sich Platz 1. Bei den Einstiegshürden konnten beide Anbieter damit punkten, eine einfache Registrierung mit geringem Datenumfang zu ermöglichen.

Minuspunkte gab es bei beiden Anbietern leider bei der Passwortvergabe: entscheiden Sie sich für mailbox.org oder Posteo, müssen Sie sich selbstständig ein sicheres Passwort überlegen; denn auf die Prüfung der Anbieter ist wenig Verlass. Beide ließen auch einfachste Passwörter durch. Unterm Strich existierte bei 10 Testberichten tatsächlich nur einer mit optimaler Passwortvergabe: Mail.de.

Als kostenpflichtige Angebote können auch im Preis-Leistungs-Bereich andere Anbieter mehr punkten. Genau genommen kann hier nahezu jeder kostenfreie Anbieter mehr Punkte holen: für kostenpflichtige Angebote gab es einen Punkt Abzug. Diesen Punkt holen jedoch die werbefreien und damit kostenpflichtigen Anbieter bei der Werbung heraus: keine Werbung gab volle Punktzahl.

Zweitplatzierte im Bereich Usability

Unsere beiden Usability-Sieger sind nicht sehr weit entfernt von den Zweitplatzierten: Die Angebote von Freemail T-Online, Gmail und aikQ befinden sich mit 13 Punkten knapp dahinter.

Mit Werbung im Angebot gibt es natürlich Punktabzug. T-Online musste sich auch beim Pflichtnewsletter von Punkten verabschieden: der ist nicht abbestellbar. Ansonsten kann das Angebot jedoch mit dezent platzierter Werbung, sicherem Login, einem verhältnismäßig geringen Umfang an benötigten Daten und einem gesunden Preis-Leistungsverhältnis punkten.

Nicht sonderlich attraktiv bei Gmail sind der notwendige Datenumfang – zumal beim Registrieren wertvolle Informationen verschwiegen werden. Aber auch die Passwortvergabe wollte überhaupt nicht überzeugen. Grandios sind die Leistungen: Gmail ist nicht nur ein Postfach, sondern ein Service, mit dem Sie weitere Google-Dienste nutzen können. Möchten Sie das gar nicht, ist Google bereits zu viel für Sie. Werbung ist verhältnismäßig dezent platziert, über einen Pflicht-Newsletter müssen sich Kunden nicht ärgern.

Auch bei aikQ wirkte sich die Passwortprüfung schmälernd auf die Punktevergabe aus. Das Preis-Leistungsverhältnis ist irritierend: dass die Standardfunktionen bei einem kostenpflichtigen Angebot nicht so recht funktionieren wollen, Zusatzfunktionen aber vorhanden sind, entspricht wahrlich nicht dem Standard. Werbung belästigt Sie nicht bei aikQ und auf einen Pflicht-Newsletter verzichten Sie ebenfalls.

Weitere Anbieter mit mehr als 10 Punkten

Mail.de platziert sich mit 12 Punkten im guten Mittelfeld: Sie registrieren sich mit geringem Datenumfang und einer grandios guten Passwortvergabe, die wirklich ausschließlich sichere Passwörter durchlässt. Jedoch haben wir das Freemail-Angebot von mail.de getestet. Werbung ist zuweilen recht großzügig platziert, allerdings liegt der Fokus auf dem Postfach. Leider muss es zur Refinanzierung einen Newsletter geben. Es existiert jedoch nur ein Werbepartner, dessen Datenschutzbedingungen mit einem Klick einsehbar sind.

Mit 11 Punkten zeigt sich Yahoo Mail als Mail.de-Verfolger. Viel zu viele Daten möchte der Freemail-Anbieter jedoch, auch vor vorgekreuzten Checkboxen wird nicht zurückgeschreckt. Ein sehr stimmiges Preis-Leistungsverhältnis holt wieder Punkte raus für Yahoo. Allerdings ist die Werbung üppig. Auf einen Pflicht-Newsletter verzichtet der Anbieter.

GMX kann mit Ach und Krach an dieser Stelle genannt werden: die 10 Punkte, die der Anbieter erhält, entstammen wahrlich nur aus dem guten Angebot. Von 5 Punkten bei den Einstiegshürden holt GMX nur einen – weil keinerlei vorgekreuzte Checkboxen genutzt werden. Von Einfachheit, Sicherheit, einer sicheren Passwortvergabe oder sparsamem Datenumfang kann jedoch keine Rede sein. Mit einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis, verhältnismäßig wenig Werbung, einfachem Login und Versand/ Empfang punktet GMX wieder. Allerdings müssen Sie auch hier einen Pflichtnewsletter hinnehmen.

Die Usability-Verlierer

Wo es Gewinner gibt, muss es auch Verlierer geben. Den vorletzten Rang belegt Web.de: Wie seine Schwester GMX kann der Anbieter in den Einstiegshürden nur mit dem Verzicht aufs Vorkreuzen der Checkboxen punkten. Die Registrierung ist weder einfach noch sicher, die Passwortprüfung ist katastrophal, die Datenmenge, die Web.de wissen möchte, ebenfalls. Leider gibt es auch hier einen Pflicht-Newsletter, der E-Mail-Versand und -Empfang ist mit mehr Hürden gespickt als bei GMX. Das Preis-Leistungsverhältnis jedoch stimmt, auch sind die Werbeplatzierungen verhältnismäßig dezent und der Login-Prozess kinderleicht.

Ecplipso muss mit dem letzten Rang leben: Sich für dieses Angebot zu registrieren, ist keineswegs einfach oder sicher. Die Passwortvergabe an sich stimmt absolut, wird jedoch durch ein Wiederherstellungs-Feature zunichtegemacht (zumindest müssen wir dies nach wie vor so bewerten, da sich der Anbieter als nicht gesprächsbereit erwies und keine Lust auf Erklärungen zu haben schien, schade!). Beim Preis-Leistungsverhältnis sahen wir keinen Grund, in Freudenschreie auszubrechen – andere bieten mehr. Werbung störte uns immer mal wieder und ganz so einfach gelang uns auch nicht der Versand und Empfang von E-Mails. Zudem integriert das Angebot einen Pflicht-Newsletter. Mit nur 7 Punkten liegt das Angebot weit hinter dem der Mitbewerber.

Die Sicherheits-Sieger

Zur Sicherheit zählen wir unsere beiden Testpunkte „Rechtstexte“ und „Sicherheit“. Bei den Rechtstexten schauten wir auf Auffindbarkeit, Verständlichkeit, Eindeutigkeit und den Inhalt. Bei der Sicherheit prüften wir die Seiten- sowie E-Mail-Verschlüsselung, sonstige Sicherheitsfeatures, die Serverstandorte und -verschlüsselung sowie die Datenspeicherung auf den Servern.

Volle Punktzahl – gleich 2 x

Zu holen gab es bei den Rechtstexten 9, bei der Sicherheit 14 Punkte, insgesamt also 23 Punkte. Zweimal gibt es volle Punktzahl in unserer zweiten Testrunde: mailbox.org und Posteo sind auch bezüglich der Sicherheit die Testsieger!

In beiden Fällen zeigten sich die Rechtstexte prima auffindbar, verständlich und eindeutig. Inhaltlich sind uns keinerlei Unstimmigkeiten aufgefallen. Sowohl Seiten- als auch E-Mail-Verschlüsselung begeisterten uns bei mailbox.org und Posteo. Serverstandorte in Deutschland mit exzellenter Verschlüsselung und Speicherung von Daten nur, die nur unbedingt sein müssen (und das ist fast gar nichts), begeisterten unsere Tester.

Ein Freemail-Anbieter auf Platz 3!

Sowohl bei unserer ersten Testrunde als auch bei unseren Messenger-Tests stellen wir immer mal wieder fest: Kostenfrei und sicher geht selten zusammen, allein aufgrund der Tatsache, dass Werbenetzwerke Anzeigen nach wie vor nicht sicher ausliefern. Es gab jedoch einen Anbieter in unserem Test, der genau das schafft: kostenfrei und sicher zusammenzubringen.

Mail.de landet mit sehr guten 19 Punkten im Bereich Sicherheit direkt hinter mailbox.org und Posteo. Damit lässt der Anbieter sämtliche Freemail- sowie mit aikQ einen kostenpflichtigen Anbieter hinter sich und wir dürfen gratulieren: Mail.de ist mit Abstand der sicherste Freemail-Anbieter und darf sich mit Platz 3, gleich nach mailbox.org und Posteo, rühmen. Darüber hinaus ist die Passwortprüfung, wie oben bereits erwähnt, die sicherste, die uns im Test untergekommen ist.

Wie schafft es mail.de als Freemail-Anbieter bei den Sicherheitsfeatures auf Platz 3? Der Anbieter hat sich nicht nur Gedanken gemacht, sondern diese auch bestens umgesetzt. Dem Mixed Content-Problem beispielsweise, bei dem HTTP-Werbeanzeigen inmitten einer HTTPS-Seite ausgeliefert werden und damit die Verschlüsselung beeinträchtigen, begegnet mail.de schlicht mit Werbeanzeigen, die in iFrames eingebunden werden. Damit sind HTTP-Inhalte isoliert von HTTPS-Inhalten und die Seitensicherheit bleibt beständig. Diese und weitere Features bringen einen Freemail-Anbieter aufs Siegertreppchen.

Mittelmaß: die nächsten Plätze im Sicherheitsranking

Als kostenpflichtiger Anbieter folgt aikQ mit 17 Punkten im Sicherheitsbereich. Die Rechtstexte waren okay: die Auffindbarkeit sowie die Eindeutigkeit ließen sich noch optimieren, Verständlichkeit und Inhalt brachten volle Punktzahl. Leider sind Seitenverschlüsselung und weitere Sicherheitsfeatures nicht aikQs Stärken. Die E-Mail-Verschlüsselung, die Serverstandorte und die Verschlüsselung sowie die Datenspeicherung auf den Servern zeigten sich wieder als gut.

Eclipso hat 14 Punkte erreicht. Der Freemail-Anbieter zeigte keinerlei Schwächen in Auffindbarkeit, Verständlichkeit und beim Inhalt der Rechtstexte, jedoch war es mit der Eindeutigkeit nicht so einfach. Seiten- und E-Mail-Verschlüsselung brachten uns nicht zum Jubeln und sonstige Sicherheitsfeatures existieren nicht. Dass die Server hier in Deutschland stehen und gut verschlüsselt werden, brachte wieder mehr Punkte.

Sowohl GMX als auch Web.de schlossen den Sicherheitstest mit 12 von 23 Punkten ab. Beide erhielten im Bereich Rechtstexte 8 von 9 Punkten; Auffindbarkeit, Verständlichkeit sowie Eindeutigkeit stimmen, inhaltlich gab es Punktabzug. In beiden Fällen konnten Seiten- und E-Mail-Verschlüsselung sowie sonstige Sicherheitsfeatures überhaupt nicht überzeugen. Dass die Server in Deutschland stehen, gefiel uns; jedoch gibt es keinerlei Informationen über die Serververschlüsselung und die Datenspeicherung auf den Servern.

Yahoo Mail als Sicherheits-Verlierer

Google ist bekannt als Datenkrake. Dass Eindeutigkeit und Inhalt der Rechtstexte nicht überzeugt haben, versteht sich da irgendwie fast schon von selbst. Auffindbarkeit und Verständlichkeit jedoch zeigen keinerlei Mängel. Die Seitenverschlüsselung wird im Google-Imperium bestens geregelt. Anders aber sieht es mit der E-Mail-Verschlüsselung aus. Auch die Sicherheitsfeatures insgesamt haben uns nicht umgehauen. Die Serverstandorte führten genauso zu Punktabzug wie die nicht näher benannte Serververschlüsselung sowie das undurchsichtige Speichern irgendwelcher Daten auf irgendwelchen Servern. Mit 10 von 23 Punkten muss Google damit leben, noch hinter Web.de und GMX zu liegen.

Auch T-Online zeigt sich mit seinem Freemail-Angebot nicht von der sicheren Seite: nur 10 Punkte schafft der deutsche Anbieter. Die Rechtstexte überzeugen bezüglich Verständlichkeit und Inhalt, die Auffindbarkeit sowie die Eindeutigkeit lassen allerdings zu wünschen übrig. Weder die Seiten- noch die E-Mail-Verschlüsselung konnten uns zu vielen Punkten verführen. Abzug gab es auch bei den sonstigen Sicherheitsfeatures und bei den wahrlich mangelhaften Informationen rund um die Server von T-Online.

Der Sicherheits-Verlierer in diesem Jahr ist allerdings Yahoo Mail. Der kalifornische Anbieter macht bezüglich der Rechtstexte nur eines richtig: die Auffindbarkeit ist gegeben. Allerdings sind die Rechtstexte nicht eindeutig, nicht verständlich und inhaltlich nicht haltbar. Auch die Verschlüsselung überzeugt nicht. Es mangelt an weiteren Sicherheitsfeatures und als US-Unternehmen sind wir weder mit den Serverstandorten einverstanden, noch mit der Datenspeicherung auf den Servern. Über die Serververschlüsselung schweigt sich der Anbieter ganz aus. Mit 7 von 23 Punkten gewinnt Yahoo Mail bezüglich der Sicherheit keinen Blumentopf.

Fazit 2. Testrunde der E-Mail-Anbieter

Es passiert, liebe Leserinnen und Leser: es passiert wirklich! So langsam kommen wir dahin, dass Komfort und Sicherheit mehr und mehr zueinander finden. Das zeigen zwei Tatsachen: zum ersten Mal sind unsere Sicherheitssieger gleichzeitig unsere Usability-Sieger. Und ein Freemail-Anbieter schafft es auf Platz 3, vor Bezahlangeboten und als bester sowie sicherster Freemail-Anbieter.

Dieser Test brachte diverse Überraschungen mit sich. Einzig die Tatsache, dass die klassischen Freemail-Anbieter wie GMX oder Yahoo nach wie vor unsicher sind, war keine Überraschung. Nun sind Sie gefragt:

Überrascht Sie unser Siegertreppchen? Mit welchem Anbieter mailen Sie eigentlich? Und warum ist es dieser geworden? – Kommen Sie mit uns ins Gespräch, wir freuen uns auf Ihre Kommentare!

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